2016 Briefmarlen YomKippur

 

Gebet am Abend vor Jom Kippur beim Öffnen des Toraschreins

aus: Das Jüdische Gebetsbuch, herausgegeben von Jonathan Megonet, Gebete für die Hohen Feiertage, S. 121-123.

(eingestellt am 16.10.2016,jm) 

 

"In Gottes Händen"

Wie Ton, den eines Töpfers Hand 
nach seinem Willen kunstgewandt

bald dehnt und bald zusammenpresst,
so sind auch wir in deiner Hand.
die Güte immer walten lässt.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Stein, den eines Steinmetz Hand 
nach seinem Willen kunstgewandt

bald fügsam macht und bald auch sprengt,
so sind auch wir in deiner Hand,
die Leben schafft und Tod verhängt.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Eisen, das des Schmiedes Hand
nach seinem Willen kunstgewandt
in Glut bald lötet und bald kühlt,
so sind auch wir in deiner Hand,
du, der Bedrückten Schutz und Schild.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,

und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Ruder, die des Schiffers Hand
nach seinem Willen kunstgewandt
bald hält, bald hinschlägt in die Flut,
so sind auch wir in deiner Hand,
o Gott, so nachsichtsvoll und gut.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Glas, das eines Bläsers Hand
nach seinem Willen kunstgewandt
bald schmelzen lässt, bald formet fest,
so sind auch wir in deiner Hanmd,
die Sünde und Vergehn erlässt.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Teppich, dem des Webers Hand
nach seinem Willen kunstgewandt
Muster einwebt, bald grad, bald quer,
so sind auch wir in deiner Hand,
du rächst und eiferst um uns sehr.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

Wie Silber, das des Meisters Hand
nach seinem Willen kunstgewandt
verschlacket bald und bald ent-erzt,
so sind auch wir in deiner Hand,
die Heil schafft, wenn die Wunde schmerzt.
Gott, sieh auf dein Bundesversprechen,
und nicht auf unseres Triebs Verbrechen.

 

aus Glossar S.728:
Wie Ton: Anfang eines Gedichtes aus den Slichot-Gebeten für den Jom-Kippur Abendgottesdienst. Der Hebräische Text ist ein Spiel mit dem Bibelvers Jer 18,6: "... siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meines Hand, Haus Israel". In jeder Strophe werden jeweils nur 6 Wörter veränderst, die ersten drei Zeilen enden auf einem Reim. Das letzte Wort aller Strophen Jezer "Trieb", könnte bewusst das Substantiv aus Jer 18,6 Jozer "Töpfer" anklingen lassen. - Die deutsche Übersetzung übernahm einige Ideen aus der Nachdichtung von M. Landau, Festgebete der Israeliten, Wien/Budapest 1905, die jedoch rhythmisch überarbeitet und teilweise sprachlich verändert wurde.